Chancen durch Eigeninitiative: Vortrag von Professor Gökce über Bildungsförderung
Wie können strukturelle Bildungsbarrieren überwunden werden?
11.06.2025
Ein spannender Abend im Maschinenhaus der TU Darmstadt am 4. Juni 2025 hat gezeigt, dass sich große Karriereziele auch ohne etablierte Bildungswege im eigenen Umfeld erreichen lassen. Der Vortrag von Professor Bilal Gökce mit dem Titel „Without role models to the top – how non-academic children realize their dreams“ zog rund 100 begeisterte Gäste an und vermittelte eine starke Botschaft zum Empowerment von Studierenden „in erster Generation“.
In einer entspannten Atmosphäre des Austauschs erklärte Professor Gökce, dass Erfolg auch abseits der traditionellen Wege möglich sei. Prof. Oliver Gutfleisch stellte den Referenten vor und motivierte die Zuhörer, indem er darauf hinwies, dass die Durchlässigkeit des deutschen Schulsystems und die Bildungsgerechtigkeit verbessert werden müssten.
Der Vortrag beleuchtete zentrale Hürden, denen junge Menschen der „First Gen“ häufig begegnen. Dazu gehören fehlende Netzwerke, fehlende Vorbilder, die ähnliche Bildungswege erfolgreich beschritten haben, und oft unzureichende Unterstützung innerhalb des komplizierten Bildungssystems. Professor Gökce ging detailliert auf diese Herausforderungen ein und gab tiefe Einblicke in die psychologischen und praktischen Barrieren, die es zu überwinden gilt. Er beschränkte sich jedoch nicht auf die Analyse, sondern stellte konkrete Ansätze vor, wie diese scheinbar unüberwindbaren Hindernisse in Chancen verwandelt werden können. Anhand zahlreicher Tipps zum Aufbau von Netzwerken und zur systematischen Suche nach geeigneten Mentoren vermittelte er anschaulich, dass der Aufbau eines persönlichen und beruflichen Netzwerks auch ohne vorgegebene Wege möglich ist und Mentoren dabei eine wichtige Rolle als Wegweiser und Türöffner spielen können.
Ein besonders wichtiger Aspekt, den Professor Gökce hervorhob, war die Notwendigkeit, klare persönliche Lebensziele zu definieren. Er erklärte, wie man eine präzise Vision für die eigene Zukunft entwickelt und diese in konkrete Schritte umsetzt. Dabei geht es nicht nur darum, was man erreichen will, sondern auch warum man es erreichen will, was die intrinsische Motivation stärkt. Darüber hinaus sprach er über den Umgang mit Rückschlägen. Anstatt sich von ihnen entmutigen zu lassen, sollten sie als wertvolle Lebenserfahrungen verstanden werden. Jeder vermeintliche Fehltritt biete die Chance, zu lernen, sich anzupassen und die eigene Resilienz zu stärken. Diese Botschaft des positiven Umdenkens fand großen Anklang beim Publikum und bot eine wichtige neue Perspektive.
Bilal Gökce ist der beste Beweis dafür, dass seine Botschaft mehr als nur Theorie ist. Als Sohn türkischer Gastarbeiter wuchs er in einem sozial benachteiligten Stadtteil von Krefeld auf und schaffte den außergewöhnlichen Sprung an die Spitze. Heute ist er renommierter Physiker und Professor für Maschinenbau an der Bergischen Universität Wuppertal. Seine persönliche Geschichte, die er mit großer Offenheit und Authentizität erzählte, zog sich wie ein roter Faden durch den Abend. Er zeigte, wie wichtig es ist, auch gegen Widerstände an seinen Träumen festzuhalten, in schwierigen Phasen nicht aufzugeben und wie man die richtigen Chancen erkennt und nutzt.
Besonderen Wert legte er darauf, seine Botschaft authentisch, mitreißend und anschaulich zu vermitteln, um eine echte Verbindung zum Publikum herzustellen. Der Vortrag richtete sich bewusst an junge Menschen, Eltern, Lehrkräfte und alle anderen Interessierten, die sich für Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit begeistern und sich damit auseinandersetzen wollen. Die Veranstaltung bot einen wertvollen Rahmen, um über diese wichtigen gesellschaftlichen Themen nachzudenken und Lösungsansätze zu diskutieren.
In seinem Vortrag ging Professor Gökce zentralen Fragen nach: Wie findet man seinen ganz eigenen Weg, wenn man in seinem Umfeld keine direkten Vorbilder hat? Welche konkreten Strategien und Denkweisen ermöglichen es, bestehende Hindernisse erfolgreich zu überwinden und seine Träume zu verwirklichen? Seine Geschichten und Beispiele aus seinem eigenen Leben waren nicht nur inspirierend, sondern auch greifbar und auf die Lebensrealität der Zuhörer zugeschnitten.
Ein Highlight, das den interaktiven Charakter des Abends unterstrich, war die anschließende Fragerunde. Sie bot den Gästen die einmalige Gelegenheit, ihre individuellen Anliegen direkt an Professor Gökce zu richten und weiter zu diskutieren. Er gab ganz konkrete Hilfestellungen und wertvolle Denkanstöße für den weiteren Weg. Beim anschließenden „Get-together“ mit kalten Getränken und Brezeln nahm sich Professor Gökce viel Zeit, um individuelle Fragen zu beantworten.
Darüber hinaus ist Professor Gökce unter dem Namen „profinsight“ in den sozialen Medien aktiv, insbesondere auf TikTok und Instagram. Mit über 10.000 Followern auf jeder Plattform erreicht und inspiriert er dort ein breites, junges Zielpublikum. Dies zeigt sein Engagement, seine Botschaft über die Grenzen der Universität hinaus zu tragen und noch mehr junge Menschen zu ermutigen, ihre Träume zu verwirklichen.
Der Abend im Maschinenhaus war ein starkes Statement: Er machte deutlich, dass die soziale oder familiäre Herkunft nicht über das Schicksal eines Menschen entscheiden muss. Mit der richtigen Einstellung, strategischem Denken und dem Mut, seinen eigenen Weg zu gehen, sind große Karriereziele auch ohne akademische Vorbilder erreichbar. Ein inspirierender Appell an die nächste Generation, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.
Die Vorlesung fand auf Einladung des Sonderforschungsbereichs (SFB)/Transregio (TRR) 270 HoMMage statt, an dem Professor Gökce als Wissenschaftler beteiligt ist. Die Veranstaltung wurde vom SFB/TRR 150 und SFB/TRR 361 CREATOR unterstützt.
